Eine gut besuchte Eröffnung in einem immersiven Gesamtkunstwerk
Kunsthistorikerin Eva Schickler führt in die ungewöhnliche Ausstellung Barbara Engelhards ein
"Hier kann man die Kunst mit Füßen treten," scherzt Stadtrat Götz Reichel scherzt bei der Eröffnung der Ausstellung von Künstlerin Barbara Engelhard im Kunstmuseum Hersbruck. Er hat nicht unrecht, denn die vielfach preisgekrönte Künstlerin aus Fürth begnügt sich nicht damit, die Wände des Museums mit Bildern zu behängen: sie wandelt den gesamten Raum um, gestaltet den Fussboden mit dem Material ihrer Wahl, dem Kunstrasen und richt diesen sogar auf den an Schneewittchen und ihre sieben Gefährten erinnernden Tellerchen in der Vitrine an. Die Laudatorin Eva Schickler beschreibt die Installation folgerichtig als immersive Kunsterfahrung. Bereits die farbig gestalteten Fachwerkfelder des Torwärterhäuschens sind b von der Straße aus zu sehen und sorgen für einen völlig neuen Eindruck der fränkischen Fachwerkarchitektur, ein echter Hingucker in der Altstadt. Die an Nägeln aufgehängten "Fassaden-Teppiche" aus Kunstrasen sind nicht schädlich für den Untergrund und können nach Ende der Kunstschau wieder entfernt und weiter verwendet werden. Laut Kunsthistorikerin Eva Schickler verleiht das bunte Fachwerk den vertrauten historisch-fränkischen Strukturen der Heimatstadt einen neuen Blickwinkel. Im Innern des Torwärterhäuschens regt die Ausstellung die Ausschüttung der Glückshormone Serotonin und Dopamin an, so Eva Schickler. Ein Arrangement im Obergeschoß lädt Besucher ein, über die Kunstwerke auf farbigen Sitzwürfeln zu diskutieren. Zur Eröffnung der Schau war neben Freunden, Familie und der Kunstszene Hersbrucks auch Barbara Engelhards ehemaliger Professor Werner Knaupp anwesend, der die vorhergehende Ausstellung im Kunstmuseum bespielt hatte.
Die Schau ist bis 22. Juli geöffnet und freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich. Eine Spende wird erbeten, und sonntags ist eine Anmeldung unter info@kunstmuseum-hersbruck.de erforderlich.
BARBARA ENGELHARD – HOME Colourful HOME – Kunstmuseum Hersbruck von Eva Schickler Barbara Engelhard hat an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Professor Werner Knaupp Malerei und anschließend bei Simone Decker Kunst im öffentlichen Raum studiert. Zahlreiche renommierte Institutionen haben sie zu Ausstellungen auch weit über Deutschland hinaus eingeladen, beispielsweise nach Krakau in Polen oder nach Shenzhen in China. Durch spektakuläre Installationen und partizipatorische Kunstprojekte wurde sie schnell bekannt. Ihr gelingt es immer wieder, sämtliche Generationen aller Gesellschaftsschichten einzubinden. So wurde ihr Engagement als Künstlerin und ihr Werk mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis sowie mit den Kulturpreisen der Städte Nürnberg und Fürth. Wie Christo und Jeanne-Claude, die die Kunst der Verhüllung in Dimensionen vorangetrieben haben, wie niemand sonst, so ist Engelhard für ihre raumgreifenden Werke aus Seidenbändern und Kunstrasen in allen Farben bekannt. In der Öffentlichkeit werden diese bereits als ihre Alleinstellungsmerkmale wahrgenommen. Erstmals hat sie nun auf Initiative von Uli Olpp einem Fachwerkbau ein neues, erfrischend farbenreiches, temporäres Erscheinungsbild aus Kunstrasenstücken verliehen. Mit dem Titel „HOME Colourful HOME“ greift Engelhard die Ambivalenz der, aus den Nachkriegsjahren stammenden Maxime „Trautes Heim, Glück allein“ auf, die das Eigenheim zum Sehnsuchtsort und erstrebenswerten Ziel erklärte – ein Ziel, das in Zeiten des Klimawandels mehr denn je zu hinterfragen ist. |
Nähern wir uns, nehmen wir das, in ein Gesamtkunstwerk verwandelte Museumsgebäude zuallererst von außen wahr. Die Architektur des Kunstmuseums Hersbruck lässt sich aus verschiedenen Perspektiven nun völlig neu betrachten und erleben. Das Einzige, was wir mitbringen müssen, ist Weltoffenheit und Zeit. Allen, die dieses Bild in sich aufgenommen haben, wird es unvergesslich bleiben. Selbst, wenn der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt ist, hat sich die farben-fröhliche Erscheinung im Gedächtnis nachhaltig verankert. Nicht alle Felder des Fachwerks sind mit Kunstrasen bestückt. Unser „Kopfkino“ wird dadurch unmittelbar in Gang gesetzt: Wir stellen uns die Architektur vielleicht komplett farbig vor oder überlegen, welche Farben wir selbst verwendet hätten. Schon Albrecht Dürer sowie William Nicholson & James Pride alias die Beggarstaffs setzten Strategien des Weglassens ein, um die Vorstellungskraft der Betrachtenden zu aktivieren. Betreten wir den Innenraum, machen wir eine immersive Kunsterfahrung. Wir tauchen in die Rauminstallation ein, wir bewegen uns darin. Die Künstlerin hat das Museum zu einem Kunstwerk aus Kunstwerken mit Kunstrasen transformiert. Kunstrasenteppiche breiten sich über den Böden der beiden Geschosse aus. Wir dürfen uns im ersten Stock auf die, mit Kunstrasen verkleideten Hocker, die auf einem rotem, kreisförmigen Kunstrasenteppich positioniert sind, niederlassen. Wir sind eingeladen, uns auf die Kunstbetrachtung einzulassen. An den Wänden ist eine Reihe neuer, kreisförmiger Werke, komponiert aus mit Farbe gestrichenem Holz und Kunstrasen präsentiert. Die Arbeiten bieten einen spannenden Kontrast zum Blick aus den Fenstern, zum Blick auf die Bäume, zum Blick auf |
die Natur. Uns wird vor Augen geführt: „Alle Kunst ist künstlich“, wie es Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina einmal im Kontext zu Albrecht Dürer auf den Punkt gebracht hat, ganz in dem Sinn, dass alle professionelle Kunst bewusst gestaltet und neu formuliert ist. Durch die Verwendung geometrischer Grundformen wie Kreis, Quadrat und Rechteck, schafft Engelhard eine Referenz zur Kunstgeschichte, insbesondere zur gegenstandslosen, konkreten und konstruktiven Kunst. Zugleich überschreitet sie mit ihren Arbeiten die Grenzen traditioneller Kunstgattungen. An der langen Wand im Erdgeschoss hat die Künstlerin sieben Pinsel-Objekte mit flachem Schaft und schwarzem Stiel nebeneinander gereiht. Die Borsten sind jeweils durch monochrome Kunstrasenstücke ausgetauscht. Wie ein Maler Farbe, so setzt Engelhard Kunstrasen als künstlerisches Material ein. Die Serie lässt sich als ein künstlerisches Statement lesen. Die Vitrine gegenüber eröffnet einen Blick für die vielschichtigen, ambivalenten Dimensionen. Engelhard hat das Ausstattungsstück des Museums vorübergehend in ein Kunstobjekt verwandelt: Auf grünem Kunstrasen sind unter der Glashaube sieben Gedecke angerichtet. Die Teller sind jeweils mit einem farbigen Kunstrasen bestückt. Die Künstlerin verweist damit auf das Märchen „Schneewittchen“ der Gebrüder Grimm. „Die Ausstellungsräume des Museums haben mich daran erinnert“, sagt sie. Andererseits regt sie damit auch zum Nachdenken über die Problematik der weltweiten Zunahme von Mikroplastik an, das die Menschheit mittlerweile fast überall umgibt, ob in der Luft, im Boden oder im Wasser. Es wird von unseren Körpern aufgenommen. So regt sie uns zuletzt auch an, über die Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert insbesondere im Umgang mit Materialien und dem Thema Nachhaltigkeit nachzudenken. So sind wir nun ganz herzlich eingeladen, in das Museum, die Ausstellung einzutauchen und uns auf neue, ungewöhnliche Seherlebnisse zu freuen. Weitere Informationen: http://barbara-engelhard.de |
Sie möchten die Ausstellung von Barbara Engelhard besuchen? Dann wird Ihnen dieser Text von Karin Plank-Hauter eine "Seh-Hilfe" sein!
Barbara Engelhard ist eine Künstlerin aus Fürth, die in ganz Deutschland tätig und in Nürnberg zum Beispiel bei der Blauen Nacht aktiv ist. Sie hat Kunst und Kunst im öffentlichen Raum in Nürnberg studiert und Kunst im öffentlichen Raum ist es, wenn die künstlerische Idee aus dem Innenraum des Museums auf der Fassade weiterwuchert. Wem das 700 Jahre alte Häuschen am Spitaltor bisher noch nicht aufgefallen ist, der sieht es jetzt zum ersten Mal ganz neu. Die alte Sehgewohnheiten auf fränkisches Fachwerk werden durchbrochen. Die Gefache sind plötzlich bunt, flauschig und müssten unserem Zeitgeschmack sehr entsprechen. Dass dabei auch die Sanierungsbedürftigkeit des Holzes zu sehen ist, ist natürlicher Nebeneffekt.
Zeitgeschmack ist es auch, die eigenen vier Wände möglichst kuschelig zu machen, um die Unbill der Welt draußen zu halten. Das ist der ironische Fingerzeig des ganz und gar verzauberten Inneren des kleinen Museums, das komplett mit Kunstrasen ausgelegt wurde und das, was hier normalerweise an der Wand hängt, darf betreten werden, ein Bild, das von der Wand auf den Boden gerutscht ist und die Betrachter.innen können sich im Bild bewegen. Erstaunlich, wieviel Möglichkeiten das durchgehend benutzte Material des spießbürgerlichen Kunstrasens bietet. Bildobjekte aus lackierten Platten und „Rasenstücken“ kombiniert, erinnern an konkrete und konstruktive Malerei, die sich nur auf geometrische Formen reduzierte.
Die Haptik des Kunstrasens führt die Materialität der Farbe weiter, die ersehnte künstlerische Handschrift zeigt sich im Gestus der Materialauswahl und fasert in den Raum. Ein surrealistischer gedeckter Tisch oder eher ein Picknick, ein dreidimensionales Stillleben: leider kann man hier nicht zugreifen. Welches Rasenstück ist das appetitlichste- oder was passiert eigentlich mit uns, wenn wir Mikroplastik essen? Eine nachgebildete, keimfreie Natur, ein Kunst-Natur-Spiel, ein Verweis auf Manets Frühstück im Grünen oder Meret Oppenheims Pelztasse. Dem gedanklichen Flow wird hier durch die explizite Kunstgeste der benutzten Vitrine auch noch der Weg in die Reflexion der Museumsbräuche gewiesen. Und es wird doch wohl auch noch gemalt werden, oder? Ja, sieh da, an der Wand hängen, die zur Ausführung der Kunstrasenbilder benutzten Pinsel!
Im oberen Stockwerk ist das runde Bild am Boden mit beweglichen dreidimensionalen Elementen zur selbsttätigen
Gestaltung durch die Besucher freigegeben. Oder ist es doch nur ein Teppich mit Sitzhockern?
Ach ja, und das Streicheln der Objekte ist ausnahmsweise erlaubt!
Visuelle Alltagspoesie
Nicht nur Bilder an den Wänden sondern eine komplette Umraumgestaltung des kleinen Kunstmuseums
Hersbruck ist in der neuen Ausstellung der in Nürnberg und Fürth lebenden Künstlerin Barbara Engelhard zu erwarten. Im ehemaligen Torwärterhäuschen am Spitaltor in der Amberger Straße 2
in Hersbruck wird sie Innen- und Außenraum künstlerisch bespielen und so mit einem kurzen Staunen, durch kleine Irritationen für einen aufgefrischten Blick auf gewohnte Strukturen
sorgen.
Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 20. April um 19 Uhr im und ums Kunstmuseum in der Amberger
Straße 2 statt. Kunsthistorikerin Eva Schickler M.A. wird in die Kunstschau einführen, Museumsleiter Uli Olpp die Gäste begrüßen. Die Ausstellung dauert bis 22. Juli und ist Freitag und
Samstag von 16 bis 18 bei freiem Eintritt geöffnet. Um Spenden wird gebeten. Sonntags kann man ausschließlich mit Anmeldung unter info@kunstmuseum-hersbruck.de Termine
buchen.
Neue Reihe des Kunstmuseums: "Atelierbesuch bei..."
Im Rahmen der neuen Reihe des Kunstmuseums stand zum Auftakt ein Atelierbesuch bei Künstlerin Nora Matocza in Weigendorf an. Rund 30 Besucherinnen und Besucher erklommen die steilen Stufen durch den frühlingshaft blühenden Garten, vorbei am Wohnhaus bis hinauf ins lichte Atelier. Die große Fensterwand ermöglicht einen Blick in die fränkische Landschaft und im Atelier waren all die Utensilien zu finden, die man in einer Künstlerklause erwartet: Buntstifte, farblich in Bechern geordnet, üppige Tulpen, unbeholfene Kinderzeichnungen, kleine Skulpturen, die Postkarten mit anregenden Werken großer Vorbilder - und natürlich die aktuellen Werke Nora Matoczas selbst, die in magischem Licht und dominiert von Blau- und Violetttönen die Blicke der Betrachter auf sich zogen. Anita Magdalena Franz, die die Besuchsreihe ins Leben gerufen hatte, begrüßte mit Nora Matocza die Gäste.
Nora Matocza stellte eine ganz spezielle Werkreihe vor: eine Serie architektonischer Gemälde waren 1990 in Los Angeles entstanden. Als die Künstlerin sie wieder hervorzog, juckte es sie in den Fingern, mit dem heute viel größeren malerischen Können noch einmal über die Bilder zu gehen und einen Eindruck größerer Geschlossenheit zu erzeugen, eine Arbeit, die die Künstlerin derzeit befeuert.
Bei einem Gläschen Sekt oder Apfelsaft aus eigener Pressung beantwortete Nora Matocza alle Fragen ihrer Besucher, unter denen auch viele Schüler aus den Jahren ihrer Lehrtätigkeit waren.
Die Reihe wird fortgesetzt, wer weitere Termine mitbekommen möchte, kann sich an info@kunstmuseum-hersbruck.de wenden.
Fotos: Barbara Henning
Kunstobjekte in-an-über der Pegnitz, das ist in Hersbruck bereits ein Erfolgsformat. Coronabedingt musste die dritte Runde der Freiluftkunstausstellung pausieren- nun konnte sie nach 2018 und 2019 wieder stattfinden. 24 deutsche und italienische Kunstschaffende haben sich die malerisch durch Hersbruck mäandernde Pegnitz als Inspirationsquelle genommen. Es gab auf dem Wasser schwebende Luftkissen mit einem Shakespeare-Zitat, mit anmutigem Ernst die Brücke zum Wassertor bewachende, mit Kettensäge ausgesägte Holzfiguren, skurrile Wasserfuhrwerke, eine klingende und scheppernde Maschinerie im Mini-Wasserfall, Spiel mit den Spiegelungen und vieles mehr. Als besonderes Schmankerl gibt es zum dritten Geburtstag der von Christoph Gerling initiierten und kuratierten und vom Team des Kunstmuseums Hersbruck ehrenamtlich realisierten Schau einen reich bebilderten Doppelkatalog 2019/2021 mit Informationen zu den Künstlern und Künstlerinnen und ihren Werken. Die Eröffnung mit dem Erstverkauf des Katalogs war am 13. August.
Der wertige und sehr ästhetische Doppelkatalog ist für 20 Euro erhältlich. Sprechen Sie uns an!
REGIONALE KUNST AUSSTELLUNGEN ARCHIVARBEIT
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