MITGLIEDERAUSSTELLUNG NAHT!

Ausschreibung zur Teilnahme an der Mitgliederausstellung 2024 //

„W e n i g e r i s t M e h r !“

Sehr geehrtes Künstler-Mitglied des Fördervereins KMH e.V.,

hiermit laden wir Sie/Dich herzlich ein, sich an der diesjährigen

Gemeinschaftsausstellung des Fördervereins KMH e.V. zu beteiligen!

Dauer der Ausstellung // Donnerstag, 7. November 2024 bis Samstag, 21. Dezember 2024

Ort der Ausstellung // KUNSTMUSEUM HERSBRUCK, Amberger Straße 2, 91217 Hersbruck

Eröffnung der Ausstellung // Donnerstag, 07.11.2024 | um 19 Uhr

Motto der Ausstellung // „W e n i g e r    i s t   M e h r !“

Dieses Thema ist vielfältig zu verstehen! Und es bietet jedem ein großes Spektrum an Möglichkeit,

sich mit neuen Arbeiten einzubringen.

Formal kennt man die Maxime „weniger ist mehr“ aus der Gestaltungslehre des Bauhauses.

Hier war man der Überzeugung, dass die Beschränkung auf ein oder wenige Gestaltungsmittel die

Wahrnehmung einer künstlerischen Arbeit oder eines Designs erleichtert und dieser eine gewisse

„Zeitlosigkeit“ verleihe. Den Begriff „zeitlos“ verstand man als Gegensatz zu modischen überbordenden

Schmückungen aller Art, wie sie der vorausgegangene Historismus oder der Jugendstil hervorgebracht

hatten. Die klare Gestaltung des Bauhauses wurde dennoch selbst eine Modeerscheinung, die vor allem

in der Nachkriegszeit Design und Architektur beherrscht haben als Abwendung vom „Deutschherrenstil“

der Nationalsozialisten.

Von der „Arte Povera“ Bewegung der 70er Jahre bis zur „Recycling- oder Upcycling-Kunst“ der

heutigen Zeit reicht eine Bewegung die bewusst mit gebrauchten und vorhandenen Materialen Kunst

macht. Auch hier gilt für die Belastung der Umwelt und für die Kosten „weniger ist mehr!“

„Weniger wäre mehr gewesen“ denken wir uns auch oft leise, wenn jemand zu ausschweifend erzählt und

ständig vom Thema abweicht. Wir freuen uns über klare, unverschnörkelte Aussagen auch in der Kunst.

Und schließlich beherrscht unsere heutige Wahrnehmung der globalen gesellschaftlichen Entwicklung

ein Gefühl, dass es von allem Menschengemachten immer mehr gibt. Allen voran bei Konsumgütern

beschleicht uns die Erkenntnis, dass es so nicht weiter gehen kann!

„Was ist wesentlich, was braucht es eigentlich wirklich?“ könnte z.B. eine Frage sein, auf die man

künstlerisch antworten möchte.

Ob Sie/Ihr nun mit künstlerisch minimalistischen Werken, meditativen Arbeiten oder inhaltlichen,

vielleicht sogar poetischen Reflektionen auf Überbordendes - oder mit einer Einsicht, wie wir uns und

die Erde noch retten könnten - teilnehmen wollt, ist ganz Ihrem/Eurem künstlerischen Wirken überlassen!

TEILNAHMEBEDINGUNGEN 

Mengenbeschränkung: Jede/s Mitglied kann mit ein bis zwei Arbeiten teilnehmen. Bei Serien jeweils nur eine

Serie bis drei Arbeiten oder, wenn kleiner, auch im Block vierteilig mit erkennbaren gegenseitigen Bezug der Teile.

Verbindliche Anmeldung //

Zur Anmeldung wäre es schön, wenn wir eine entsprechende E-Mail mit Telefonnummer und Adresse – sowie

(falls bereits möglich) mit Arbeitstitel, Art und Anzahl der Arbeiten bekommen würden!

Diese bitte an info@kunstmuseum-hersbruck.de senden. Wir freuen uns auf Deinen/Ihren Beitrag!

Aufsicht zur Ausstellung //

Mit seiner/ihrer Anmeldung erklärt sich der/die TeilnehmerIn bereit, eine Aufsicht während der Ausstellungsdauer

zu übernehmen - zu den jeweiligen Öffnungszeiten Freitag oder Samstag von 16-18 Uhr. Eine Liste zum

Eintragen folgt nach Ausstellungsbeginn. Ausnahmen nur bei Gründen wie Krankheit, zu weite Anreise o.ä.

Auswahl //

Die Ausstellung wird nicht kuratiert. Bei Abgabe mehrerer Arbeiten (außer bei geschlossenen Serien) behalten

wir uns vor, überzählige Arbeiten zurückzugeben, wenn die Gleichgewichtung sonst ins Wanken gerät! Dasselbe

gilt, wenn von der Arbeit eine Gefahr oder Beeinträchtigung für andere Arbeiten oder Besucher ausgeht.

Alle Arbeiten sind hängefähig mit Hängeösen, bzw. bei Objekten mit stabilem Sockel einzureichen!

Einlieferung der Arbeiten //

Wir nehmen Ihre/Deine Arbeit am Montag, 04.11.2024 zwischen 15 und 18 Uhr im Kunstmuseum entgegen!

(Da die kleinen Herbstferien bis Sonntag, den 03.11. dauern, findet die Abgabe dieses Mal am Montag statt.)

Wer an diesem Tag verhindert ist, möge die Arbeit vor dem Termin im Kunstmuseum ablegen oder einem/einer

anderen TeilnehmerIn mitgeben. (Teilnahme-Info-Blatt bitte beilegen!)

(Wer den Zahlencode des Türschlüssels vergessen hat, kann ihn bei mir telefonisch unter 0170 2809689 erfragen!)

Bitte die eingereichten Arbeiten mit einem Info-Blatt (formlos, aber lesbar) versehen, unter Angabe der

- Werkbeschreibung (Titel, Jahr, Technik) und

- Kontaktangaben (Urheber, Adresse, Telefon, Mail - und den Verkaufspreis, falls gewünscht)

Verkauf von Arbeiten //

Wer seine Arbeit bereits vor Weihnachten verkaufen kann und dem/der KäuferIn diese gleich mitgeben möchte,

sollte eine Ersatzarbeit bis zum Ende der Ausstellung bereitstellen, damit in der Ausstellung keine Lücke entsteht.

Abholung der Arbeiten //

Abholung der Arbeiten ist gleichzeitig Ende der Ausstellung, am Samstag, 21.12.2024 von 16-18 Uhr.

Atelierbesuch bei Gerlinde Wendland

 

 

Ende September bietet das Kunstmuseum Hersbruck wieder einen Atelierbesuch an, diesmal bei der Künstlerin Gerlinde Wendland in Unterhaidelbach. Der Atelierbesuch ist kostenfrei und findet am Freitag, den 27. September um 18 Uhr bei Gerlinde Wendland, An der Rosseiche 14 in Leinburg-Unterhaidelbach statt.

Gerlinde Wendland, geboren 1954 in Pegnitz, bereichert mit Ausstellungen im In- und Ausland und ihren Kursangeboten seit vielen Jahren das Kunstgeschehen in der Region. Sie sieht Kunst als lebendigen Prozess, bei dem sie sich Unsicherheiten, Abwegen und Herausforderungen stellt. Der Lohn ist die Belebung und Erfrischung des ganzen sinnlichen Seins und eine Verbundenheit mit allem Lebendigen.

Beim Atelierbesuch wird der Ort zugänglich, wo die Kunst "gemacht wird“, Theorie und Praxis kommt zusammen. Es ist die Chance, den direkten Kontakt mit Kunstschaffenden herzustellen und sich im Dialog anzunähern. Gedankengänge und Prozesse hinter einer künstlerischen Arbeit werden begreiflich.

Das Atelier, der Rückzugsort, in dem die Künstlerin ganz bei sich ist, ist Keimzelle der Kreativität und Innovation. Hier leben die Werke, bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Antworten auf Fragen wie: "Was inspiriert, wie wird gearbeitet, welche Impulse oder Gedanken begleiten den Arbeitsprozess und wann ist ein Werk fertig?“ können gestellt werden, die Werkzeuge betrachtet, innere und äußere Vorgänge nachvollzogen werden. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich, Künstlerin Anita Magdalena Franz nimmt diese entgegen. Die Anfahrt muss selbst organisiert werden.

anita.m.franz@web.de – 015115392897 – 09158928786

Lichtspiele am Kunstmuseum

 

Parallel zum Gitarrenfestival hat Christian Oberlander unter dem Titel „Kleine Heimatkunde“ eine All-Star-Show im Kunstmuseum zusammengetrommelt. Werke von Günther Derleth, Woldemar Fuhrmann, Roger Libesch, Jürgen Durner, Hans Grasser und Oberlander selbst werden nicht nur im Museum zu sehen sein, sondern nächtens mittels Projektion präsentiert und neu interpretiert - auf Fassaden, Mauerwerk, Bäume und die Pegnitz. 

Die Orte werden kurzfristig über das Internet und die Presse bekannt gegeben.

Die Eröffnung mit Projektion ist am Freitag, den 9.August um 21.30 Uhr am Kunstmuseum in der Amberger Straße 2 am Spitaltor. Die Ausstellung ist bis zum 31. August jeweils Freitag und Samstag von 17 bis 19 Uhr zu sehen, die Projektionen jeweils Samstags um 21.30 Uhr. Details finden Sie hier.

 

Abbildungen von oben nach unten, von links nach rechts: GÜNTER DERLETH, WOLDEMAR FUHRMANN, ROGER LIBESCH, HANS GRASSER, CHRISTIAN OBERLANDER, JÜRGEN DURNER

Kunstgenuss im Doppelpack

Von wegen Sommerloch: das Kunstmuseum Hersbruck plant im Juli in Kooperation mit der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte ein kunstvolles Wochenende zum Feiern und Genießen. Als Popup-Ausstellung, also einer kurzen Werkschau mit nur zwei Tagen Dauer werden im Museum Originalgrafiken und Künstlerbücher von Cornelius Brändle  und Hanneke van der Hoeven gezeigt. Ihre Drucke und Künstlerbücher werden nur in kleinen Auflagen gedruckt, und eröffnen damit den Freiraum für interessante Experimente. 

 Künstler sind während den Öffnungszeiten der Ausstellung anwesend. Die Ausstellung setzt eine Ausstellungsreihe fort, die bereits die ‚Edition Klaus Raasch/Schwarze Kunst aus Hamburg und die Künstlerinnen-Gemeinschaft „augenfalter“ aus Leipzig gezeigt hat. Cornelius Brändle und Hanneke van der Hoeven kommen beide aus Berlin und veranstalten dort die artbook berlin. Eröffnung ist am Freitag, den 19. Juli um 18 Uhr, geöffnet ist am Samstag, 20.7. von 11 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 16 Uhr. Zum besonderen Genuss kann der Besuch des Museums am Samstag zwischen 15 und 19 Uhr werden, denn da feiert das Kunstmuseum mit kleinen Speisen und Getränken im Graben hinter dem Museum. Livemusik kommt ab 16 Uhr von Thomas Raum und Klaus Wagner.

Zeitgleich zeigt nur ein paar Schritte entfernt die 1969 gegründete Original Hersbrucker Bücherwerkstätte zu ihrem 55.Geburtstag im Wehrgang oberhalb der Werkstatt im Mauerweg 17a Titelblätter des langjährigen literarischen Kalenders aus.Die serielle Hängung der Kalenderblätter mit dem Titel „Wegbegleiter“ passt gut zum architektonischen Rhythmus des Wehrgangs und die Präsentation der Kalendertitel wird das umfassende Autorenspektrum zeigen, mit dem die Werkstatt zusammengearbeitet hat und noch zusammenarbeitet. Der Kalender ist tatsächlich ein literarisches Periodikum und seine Ausgabe im Winter fest verankert im Hersbrucker Kunst-Kalender. Die Eröffnung ist am Freitag, den 19. Juli um 19 Uhr, Werkstatt und Wehrgang zugänglich Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Während des Gitarrenfestivals wird Christian Oberlander mit Kollegen unter dem Titel „Kleine Heimatkunde“ das Museum mit Installationen bespielen und mit Lichtprojektionen an Fassaden, Mauerwerk, Bäumen und der Pegnitz experimentieren.

 

Foto:

Monotypie aus einem Buchunikat von Hanneke van der Hoeven.

Eröffnung am 11.April um 19 Uhr im Kunstmuseum

Von Tieren und Menschen – das Kunstmuseum wird zum Taubenschlag

Von der Friedenstaube über Opfergabe zu Delikatesse und Taubenplage- das Verhältnis der Menschen zu Tauben ist vielschichtig und nicht immer ungetrübt. Umso spannender ist es, was es an Gedankengängen auslösen kann, wenn ein Schwarm Wandertauben und ein Mähnenwolf das kleine Torhaus in ein  Gesamtkunstwerk verwandeln. Der Künstler Kai Klahre hat das kleine, perfekt gemalte Porträt eines sympathisch hechelnden Mähnenwolfs in die Mitte einer ansonsten leeren Wand gesetzt. Eine Lernaufgabe für das Hersbrucker Publikum, dass weniger manchmal mehr ist. Das Bildchen beginnt seine Kraftwellen in den Raum auszubreiten, ungestört von ablenkenden Nachbarn. An den anderen Wänden haben sich aus Aluminium geschnittene und bemalte Tauben- Individuen als spannungsreiche Komposition niedergelassen. Der alte König, die Prinzessin, Brüderchen und Schwesterchen lassen eine märchenhafte Völkerschar vor dem inneren Auge entstehen. Liebling der Nacht, Geist einer Krähe und ein kleiner Atelierwächter beleuchten die mystische Seite der Vogelwesen. Vögel leben als Spezies weithin unbeeindruckt von uns Menschen ihr eigenes Leben und bieten so auch ein Feld für unsere Projektionen. Und mit Wandertauben ist es so eine Sache. Sie wurden vor einem Jahrhundert ausgerottet. So ist es ein Blick zurück in die Zukunft, der angesichts des Artensterbens unserer Tage eine schmerzhafte Brisanz bekommt.

Zwischen den Vogelobjekten hängen einige meisterhafte Lithographien, Zeichnungen und Cut-outs, bei denen durch verschiedene Papierebenen Dioramen entstehen. Immer lohnt sich das Eintauchen in diese Bildwelten, die ihre Bedeutungen nicht sofort preisgeben, sondern ein genaues Betrachten einfordern.

In der Mitte des Ausstellungsraums steht das Relikt überkommener Ausstellungstradition, eine schwere Vitrine. Kai Klahre nutzt sie, um durch einen über die Jahre gewachsenen Farbberg, entstanden aus den Farbresten auf der Palette, ein bisschen Atelieratmosphäre entstehen zu lassen. Zwei kleine Bronzefiguren bevölkern den Berg, der dadurch allerlei Assoziationen weckt: eine Landschaft, ein Müllberg, Überkonsum? Eine Insel, ein „Alles für uns“ umstanden von staunenden Tieren aus Alufolie, vor Ort zusammengedreht. Eine Schiffsschraube lässt die Interpretationsmöglichkeiten in Richtung Arche Noah driften, oder ist es das Boot, in dem wir alle sitzen?

Karin Plank-Hauter

Lesen Sie hier die Laudatio von Kunsthistorikerin Dr. Teresa Bischoff:

 

Es ist mir erneut Freude und Ehre zugleich heute Abend einige Worte für Dich, lieber Kai, sprechen zu dürfen.

Etliche Überlegungen gehen solch einer Aufgabe stets voraus. Nach längerem Nachsinnen über Deine Werke, über Dich als Künstler und natürlich über diese Ausstellung haben sich einige Gedanken herauskristallisiert. Sie lassen sich am besten mittels einer Geschichte erzählen, die uns aus der Antike überliefert ist. Vieles trägt sie in sich, was meiner Ansicht nach auch Deine Kunst, lieber Kai, auszeichnet. 

Die Tochter eines Töpfers aus Korinth, namens Dibutade, verabschiedete sich eines Abends von ihrem Geliebten, der sie am darauffolgenden Tag verlassen musste, da er auf Reisen ging. Vor seinem Weggehen bat seine Freundin ihn vor einer Wand Platz zu nehmen. Sie nahm eine Kerze, worauf sich der Schattenumriss des Kopfes ihres Geliebten auf der hellen Fläche der Wand abbildete.  Mit einem Stück Kohle zeichnete sie die Form nach. Als ihr Vater am darauffolgenden Tag die Zeichnung an der Wand sah, nahm er eine Handvoll Ton, füllte die Umrisslinie aus und formte daraus noch zusätzlich ein Relief mit den Zügen des Freundes seiner Tochter.

Plinius der Ältere hat in seiner Naturgeschichte, der naturalis historia, einer Art antikem Lexikon, diesen Mythos zur Erklärung angeführt wie denn eigentlich die Kunst in die Welt gekommen sei. Zwei Aspekte scheinen mir dabei bemerkenswert, die sich beide mühelos auf Kais Kunst übertragen lassen: zum einen ist es die Zuneigung zum Motiv, die überhaupt dazu führt, dass der gestalterische Wille geweckt wird, zum anderen ist es die Zeichnung oder besser gesagt die Umrisslinie mit der und durch welche der künstlerische Schaffensprozess doch erst seinen Anfang nimmt. 

Wollen wir zunächst mit Letzterem beginnen. Wer schon einmal das Privileg hatte Kais Skizzenbücher sehen zu dürfen, der weiß, dass in diesen Blättern bereits alles steckt, was die späteren und folgenden Kunstwerke seiner Hand ausmacht. Auf der Zeichnung gründet alles. 

Der Disegno, so nannte man in der Renaissance die Kunstform der Zeichnung, wurde aber auch deshalb in der Kunstgeschichte so hoch geschätzt, weil er mit einfachsten Mitteln die Übertragung des Geistigen ins Physische ermöglicht. Die Linie übermittelt einerseits das im Inneren erdachte ins Äußere, andererseits ist sie es auch, die die künstlerische Form vom Äußeren, Realen, Nichtkünstlerischen abgrenzt. Ein einziger eleganter Strich auf feinem Papier kann so bereits zum autonomen Kunstwerk avancieren. 

Betrachtet man Kais Werke der letzten Zeit, so spielt die Linie jedoch nicht nur im zeichnerischen Prozess eine große Rolle, sie setzt sich in allen anderen künstlerischen Ausdrucksformen fort: die Linie kann gezeichnet, geschnitten, gemalt, sogar geformt oder gegossen sein. Denn auch Materialien werden vom Künstler immer freier und vielfältiger gewählt und angewandt. Vom klassischen Papier über die von ihm so sehr geschätzten bildtragenden Metallplatten bis hin zum Aluguss und der Bronze: Es scheint mir stets als würde sich die Idee selbständig ihre Form suchen. Kais Wille als Künstler kennt keine Grenzen. Er durchdringt die Dimensionen und die Materialien. Lassen sich einige der Arbeiten noch den klassischen kunsthistorischen Gattungen wie Grafik, Gemälde oder Plastik zuordnen, so scheinen mir bei vielen Arbeiten dieses traditionelle Klassifizierungssystem obsolet.  

Kai ist einer der wenigen zeitgenössischen Künstler, der sich so universell auszudrücken vermag. Ein Aspekt, der ebenfalls schon in der eingangs erwähnten antiken Legende vorkommt. Die Fläche ist nicht genug und so dürfen sich viele der Figuren und Tiere, die Kai stets auf solch sorgsame und fürsorgliche Weise zum künstlerischen Leben erweckt, nun verlebendigen. Sie sind nicht länger an die Ebene gebunden. Und falls sie es doch sind, so werden sie zumindest von ihrer rechteckigen Rahmung entbunden. Behutsam befreit Kai seine Tiere vom eckigen Käfig der vorgegebenen Formate um ihnen in ihrer Individualität bewegliche Gestalt zu verleihen. 

Rasch sind wir nun beim zweiten Aspekt unserer Legende angelangt: das Werkschaffen des Kai Klahre wäre undenkbar ohne die große Zuneigung, Sympathie und vielleicht darf ich es sagen, Liebe zu seinen Motiven. Ich kenne keinen zweiten Künstler, der mit solcher Verve und solchem Enthusiasmus von denjenigen spricht, die er in seinen Werken zeigt. 

Wandertauben und ein Mähnenwolf heißt diese Ausstellung. Lebewesen ist sie gewidmet, denen man vermutlich sonst nicht allzuviel Aufmerksamkeit schenkt. So trägt das zweit genannte Tier zwar den Wolf im Namen, gehört aber eigentlich zur Art der Wildhunde. Im Zoo in Halle, wo er sich bisweilen zeigt, kann man ihn bewundern, vor allem aber ist der Mähnenwolf in Südamerika zuhause und hat eine sehr individuelle Art zu leben. Nicht in Rudeln, meist alleine streift er auf seinen langen Beinen durch die dortigen Wälder. Er ist eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten vor Millionen von Jahren als diese Art sich gebildet hat. Ein kleines umso feineres individuelles Porträt hat der Künstler dem Mähnenwolf gewidmet. Es ist das einzige durchgemalte Bild der Ausstellung. 

Ebenfalls eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten ist die ihm beigesellte Vogelschar. 

Es ist eine Vogelart, der wir im Alltag kaum Beachtung schenken und wenn dann meist nur, weil wir uns von ihr gestört fühlen. Von den Wandertauben haben sich die Menschen sogar so sehr gestört gefühlt, dass es sie heute nicht mehr gibt. Im Norden Amerikas angesiedelt, zählte die Wandertaube noch Anfang des 19. Jahrhunderts mit einem geschätzten Gesamtbestand von drei bis fünf Milliarden Exemplaren zu den häufigsten Vogelarten der Welt. Sie durchzog in heute unvorstellbar großen Schwärmen aus Hunderten oder Tausenden Individuen das Land. Zeitgenössische Quellen sprachen von Zugbewegungen, die den Himmel verdunkelt hätten und Tage andauerten. Umso dramatischer ist die Tatsache ihrer Ausrottung. Die Wandertaube wurde zum Symbol für den Raubbau an der Natur. 1914 verstarb das letzte Exemplar. Kai setzt mit seiner Arbeit diesen Tieren nun ein künstlerisches Denkmal. Er holt sie zurück in unser Bewusstsein. 

Nahezu innig hat der Künstler sich mit seinem Metier beschäftigt, die Tiere studiert in ihrer Geschichte und mit ihren Geschichten. Stehen Tauben doch nahezu in allen großen Erzählungen für Liebe, Treue und Spiritualität. Mit dem Schneidbrenner hat er jedes Tier als cutout gestaltet und dadurch zum Individuum gemacht. Der Künstler verleiht jedem einzelnen seine persönliche Gestalt, derer man im großen Schwarm gar nicht gewahr werden würde, die aber dennoch existiert. Betrachtet man die kleinen Vögel näher, so scheint es, als hätte tatsächlich jedes Tier seine ganz eigene Wesenhaftigkeit erhalten: von mutig, bis zurückhaltend, von königlich mit Krönchen bis schlicht, von vorwitzig bis schüchtern. Trotz aller Realitätsnähe lässt Kai den Betrachter jedoch nie vergessen, dass es Tiere aus einer anderen Welt sind, einer künstlerischen Dimension, die nur durch ihn sichtbar gemacht wird.

Hierfür wird dann jedoch eine künstlerische Zutat benötigt, die in der antiken Legende nicht vorkommt: nämlich die Farbe. Erst durch das Kolorit kann das glänzende Gefieder der Tauben schillern, das flauschige Fell des Mähnenwolfs so verlockend weich erscheinen. Und ganz ungewöhnlich für eine Ausstellung, in der man meist ja nur das fertige Werk zu sehen bekommt, gestattet Kai uns sogar einen kleinen Blick hinter die Kulissen, öffnet er einen Spalt weit den Vorhang zum entstehenden Schaffensprozess seiner Werke. Sein lieb gewonnener Farbhaufen aus dem Atelier durfte von Nürnberg hierher nach Hersbruck reisen. 

Und nun zum Abschluss darf ich dem Künstler das Wort erteilen. Ich möchte mit einem wörtlichen Zitat von Kai schließen, das er mir im Vorfeld dieser Ausstellung schrieb: „15 Jahre Farbe der Paletten. Beste Farbe, der besten Firmen. ^•^ Auf dem Berg sitzen ja zwei Bronzen. Mann und Frau. Vielleicht setze ich noch Alutierchen drumherum, um eine Verbindung zum Metall aufzunehmen. Im Ganzen müsste das eine sehr gute Auswahl sein, und die Schau wird zum Kreis.“

 

 

 

KUNST IM FLUSS WAR ZURÜCK

WERTVOLLER DOPPELKATALOG 2019/2020 FÜR 20 EURO ERHÄLTLICH

Kunstobjekte in-an-über der Pegnitz, das ist in Hersbruck bereits ein Erfolgsformat. Coronabedingt musste die dritte Runde der Freiluftkunstausstellung pausieren- nun konnte sie nach 2018 und 2019 wieder stattfinden. 24 deutsche und italienische Kunstschaffende haben sich die malerisch durch Hersbruck mäandernde Pegnitz als Inspirationsquelle genommen. Es gab auf dem Wasser schwebende Luftkissen mit einem Shakespeare-Zitat, mit anmutigem Ernst die Brücke zum Wassertor bewachende, mit Kettensäge ausgesägte Holzfiguren, skurrile Wasserfuhrwerke, eine klingende und scheppernde Maschinerie im Mini-Wasserfall, Spiel mit den Spiegelungen und vieles mehr. Als besonderes Schmankerl gibt es zum dritten Geburtstag der von Christoph Gerling initiierten und kuratierten und vom Team des Kunstmuseums Hersbruck ehrenamtlich realisierten Schau einen reich bebilderten Doppelkatalog 2019/2021 mit Informationen zu den Künstlern und Künstlerinnen und ihren Werken. Die Eröffnung mit dem Erstverkauf des Katalogs war am 13. August.

Der wertige und sehr ästhetische Doppelkatalog ist für 20 Euro erhältlich. Sprechen Sie uns an!

 


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